Samstag, 5. November 2022

Drei Runden

In der Nacht als du geschlafen hast
hab' ich mein Leben überdacht.
Erdrückt von schwelgend schwerer Last,
hat mir das Denken schwebend schwer gemacht,
denn frei zu sein heißt nicht zu schweben,
wenn du den Boden nicht mehr fühlst.
Aber ich stelle mir vor alle Schatten seien klar,
die Sonne kitzelt im Nacken und streichelt mein Haar,
und ich werde drei Wunden los.
In zwei Stunden bloß.

(...)

Du hast mir gesagt wir würden ewig zu zweit bleiben,
ohne jegliche Breitseiten durch endlose Zeit treiben,
aber ich hab' seit deinem scheiß Brief nicht mehr gegessen.
Alle Tränen geflossen,
jeder Rückweg vermessen,
und da ist kein Zurück.
Kein Sonst noch, kein Weiter.
Alle Schritte stehen still.
Kein Treiben scheint heiter,
und dieses dumpfe Gefühl nehm' ich überall mit.
Felix sagt "Herzschlag, Atemzug",
Herzschlag, Atemzug,
aber mein Herz schlägt nicht, es tritt.
Und es tritt eisern zu, jedes Pochen ein Knall.
Es schreit "Lass endlich los!", doch dann käme der Fall,
und ich hab' zum ersten Mal Angst nicht sicher zu landen.
Weil du mich nicht fängst, was wir doch bisher so kannten.


Aus "Drei Runden" von Moritz Neumeier

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Danke fürs Kommi :)